Die Kolonie Eigenheim

 

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1910 hat die Gemeinde Wiesdorf das Land von der Familie von Diergardt gekauft. Die Architekten Metzendorf und die Bayer-Bauabteilung haben einen Planungsentwurf gefertigt. Es gibt eine grüne Schneise vom Willy-Brandt-Ring Richtung Hindenburgstraße.

Zentrum der Siedlung ist der Kleistplatz mit repräsentativen Villen von namhaften Architekten wie Conradi, Metzendorf, Klotzbach und Altherr. Die Villen am Kleistplatz wurden 1912 für das gehobene Management gebaut, während die Bebauung in der Hebbelstraße in einfachere Doppelhäuser übergeht. Nach dem Ersten Weltkrieg war der Mittelstand wirtschaftlich nicht mehr in der Lage, Eigenheime zu erwerben. Daher wurden in der Walter-Flex-Straße vom Bayer-Wohnungsbau und dem genossenschaftlichen Wohnungsbau die Häuser als Werkswohnungen errichtet.

1927 wurde zentral für die Häuser der Eigenheimsiedlung der Garagenhof für das mittlere Management Ecke DresdenerStraße/Heymannstraße errichtet.

 

Bild Villa am Kleistplatz, 1912 errichtet von Alfred Altherr

 

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Vom Kleistplatz biegen wir in die Hebbelstraße ein. Ecke Heymannstraße sehen wir die Offiziershäuser der ehemaligen britischen Besatzer. Rechts befindet sich noch das ehemalige Kasino der Briten mit Walmdach.

Unser Weg folgt dem Radweg parallel zum Willy-Brandt-Ring. Links gibt es einen Fahrradweg über den Willy-Brandt-Ring, dem wir bis zum ehemaligen Wiesdorfer Bahnhof in Richtung Beamtenkolonie folgen.

 

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Video: Der Kleistplatz

 

Eigentum für das mittlere und gehobene Management

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Villen am Kleistplatz

Um Chemiker und Ingenieure an das Werk zu binden, stellte die Bayer AG Führungskräften günstiges Bauland zur Verfügung. Die ersten Häuser wurden 1912/1913 im ausgehenden Jugendstil und Klassizismus errichtet. Sie besaßen repräsentative Ziergärten im Stil der englischen Gartenarchitektur, Nutzgärten spielten eine untergeordnete Rolle.

Die Führungskräfte wohnten damals häufig in Mülheim zur Miete und pendelten mit der Straßenbahnlinie „O“ nach Leverkusen. Steuergelder dieser Gutverdiener flossen also nach Mülheim. Der damalige Wiesdorfer Bürgermeister Franz Pauly schlug daher dem Generaldirektor Carl Duisberg die Schaffung einer Eigenheimsiedlung vor, die 1911 von dem Bayer-Architekten Heinrich Blatzheim konzipiert und bis 1933 erbaut wurde. Zu günstigen Bedingungen konnten die Akademiker in Wiesdorf zwischen der heutigen Heymannstraße und der Eisenbahnlinie Baugrund zum Selbstkostenpreis kaufen und mit Firmenkrediten finanzieren. Die junge schnell wachsende Gemeinde Wiesdorf/Küppersteg war auf die Steuergelder angewiesen, da die Infrastruktur für Straßen, Schulen, Ver- und Entsorgung teuer war.

 

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Bayer stellte die Beziehung zu renommierten Architekten her und gab den Bauherren günstige Kreditkonditionen. Alfred Altherr, enger Kooperationspartner der Darmstädter Jugendstilarchitekten, baute in der Hebbelstraße und am Kleistplatz 2 und 4, danach wechselte er 1914 als Professor an die Züricher Kunstakademie und machte Karriere als Architekt des Alpenländischen Jugendstils.

Der Architekt Heinrich Metzendorf baute am Kleistplatz 13 im Jahr 1913 für den Vorstand Bernhard Heymann eine Villa. In der Hebbelstraße 15 entstand ein weiteres Wohnhaus. Carl Conradi schuf 1914 das Eckhaus mit Eingangssäulen am Kleistplatz. In der Schenkendorfstraße 6 ist die ebenfalls von Conradi erbaute Villa von Richard Bayer zu bewundern.

Da der Erste Weltkrieg und die Inflation private Vermögen des Mittelstandes weitgehend aufgezehrt hatten, entstand 1916 der Gemeinnützige Bauverein Manfort, mit dessen Hilfe die jüngsten Siedlungshäuser in der Walter-Flex-Straße entstanden. Später kaufte die Bayer AG zahlreiche Häuser der Siedlung Eigenheim zurück und vermietete die repräsentativen Gebäude rund um den Kleistplatz und in der Hebbelstraße bevorzugt an Führungskräfte der Firma.

In der Heymannstraße 57- 67 sehen wir drei Doppelhäuser, die in der Siedlung eine Sonderposition einnehmen. Sie wurden 1923 von den Kölner Architekten Prinz und Hammer gemäß den Versailler Vertragsvereinbarungen für stationierte Offiziere der Britischen Rheinarmee errichtet. In der britischen Außenstelle Wiesdorf hatten sie für Güterdeportation aus Leverkusen zu sorgen. Köln war damals ein unruhiges Pflaster. Gütertransporte wurden häufig aufgebrochen, so dass die Briten während der Hungeraufstände im Ruhrgebiet (1923) für den Warenumschlag das ruhigere Wiesdorf wählten.

 

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Die Offiziershäuser  und 1927 errichtete Siedlungshäuser

Bayer und Dynamit Nobel hatten gleichfalls Reparationsleistungen in Waren zu erbringen, die nach England abtransportiert wurden. Hinzu kamen Güter aus dem Ruhrgebiet. Man verlud die Güter an den zwei Bahnlinien. Bis zu 700 Fuhrwerke passierten bis 1923 täglich die Manforter Straße. Hinzu kamen Pferde, Kühe und Schafe, die als „lebendige Nahrung“ zu den Ladeplätzen nach England gingen.

Zuvor waren die englischen Besatzer in den Villen der Eigenheimkolonie und Beamtenkolonie untergebracht. Zahlreiche Protestschreiben der „guten Gesellschaft“, die den Anstand der Töchter gefährdet sahen, führten dann viereinhalb Jahre später zum Bau der Offiziershäuser und der Unteroffizierskasernen in der Heymannstraße 1-10 gegenüber der Polizeiwache. Ein besonderes Ärgernis der Wiesdorfer war, dass u. a. die an Syphilis erkrankten Soldaten der britischen Rheinarmee in den Baracken medizinisch betreut wurden. Da die Offiziere sehr auf ihren britischen Lebensstil bedacht waren, gab es rechts in der Heymannstraße ein kleines heute noch vorhandenes Kasino mit Walmdach und einem Tennisplatz, der in den 60er Jahren als Baulücke geschlossen wurde.

 

Die Garagenhöfe und das Autofahren

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Die Spritztour ins Bergische wurde zum neuen Hobby der Upper Class und des mittleren Managements. Hier Carl Duisberg mit Johanna und Chauffeur. 1927 wurden für die Eigenheimbewohner Garagenhöfe gebaut. Das mittlere Management fuhr selbst.

Carl Duisberg mit Ehefrau Johanna im Wagen und einem Chauffeur

autohof 1autohof 2Der  mittlerweile in die Jahre gekommene Garagenhof in der Kolonie Eigenheim (Ecke Dresdener Straße/HeyMannstraße) ist bis heute ein kommunikativer Treffpunkt, da an den denkmalgeschützen Häusern keine Garagen errichtet werden dürfen. 

 

 

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Video: Die Offiziershäuser

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Video: Garagen und Jungakademiker Management

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Video: Kautschuk und Autoreifen

 

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